Donnerstag, 15. September 2011

Junkgirl



Der Jugendroman ,,Junkgirl” erschien 2011 bei Beltz und Gelberg. Die aus Würzburg stammende Autorin Anna Kuschnarowa verfasste bereits Werke wie ,,Spielverderber” und ,,Schattensommer”.


Die Familie Johansson könnte man als Vorzeigefamilie bezeichnen. Die meisten der Kinder haben sich bereits ihr eigenes Leben aufgebaut, sie gehen jeden Sonntag in die Kirche, ernähren sich ausschließlich gesund, achten auf Benehmen, Normen und ihren Ruf. Die einzige die bei ihrem Lebensstil aus der Reihe fällt ist Alissa.

Alissa ist die jüngste der Geschwister und das schwarze Schaf der Familie. Sie hat sich schon immer viel lieber mit Jungs getroffen als mit den eingebildeten, langweiligen Mädchen aus ihrer Gemeinde zu spielen. Doch trotz der Tatsache, dass ihr die Lebensform ihrer Familie immer mehr zuwider wird, weiß sie nicht, wie sie aus ihr ausbrechen kann. Dies ändert sich als eine neue Schülerin an ihre Schule kommt: Tara.

Tara verkörpert auf den ersten Blick als dass was Alissas Eltern missbilligen würden. Sie kleidet sich aufsehenerregend, lässt sich nichts gefallen und scheint aus einer anderen Welt zu kommen. Durch Tara lernt Alissa ein Leben kennen, mit welchen sie vorher nie in Kontakt gekommen ist. Doch dieses bringt nicht nur die guten Seiten mit sich, wie Freiheit, Liebe und Selbstbestimmung. Denn bald findet sich Alissa in einem Strudel aus Partys, Drogen und der bedrückenden Realität wieder. Was wird geschehen, wenn es irgendwann nicht mehr so leicht ist in den bittersüßen Sog der drogenvollgepumpten Höhenflüge zu entkommen?


Der Schreibstill von Anna Kuschnarowa hat mich sogleich in seinen Bann gezogen. Sie versteht es Textstellen eine gewisse Eindringlichkeit zu vermitteln indem sie immer wieder kurze Satzfragmente verwendet. Manchmal in der Art wie man selber denken würde, wodurch ich mich in größerem Masse angesprochen gefühlt habe. Desweitern bringt sie hin und wieder englische Floskeln ein, wie sie die Jugend von heute gerne in ihrem Sprachgebrauch verwendet. Dieses Mittel baut für junge Erwachsene eine Art sprachlichen Wiedererkennungswert auf.

Die Gestaltung des Textes ist interessant und irgendwie auch fesselnd. Wir haben keine Kapitelunterteilung, dafür aber zwei verschiedene, durch die Schriftart gekennzeichnete Erzählzeiten.
Zum absoluten Großteil dreht sich das Werk um Alissas Leben kurz vor ihrer ersten Begegnung mit Tara bis hin zum Ende der Zeit, welche sie mit ihr verbrachte. Die zweite Erzählzeit ist die momentane Gegenwart. Sie wird in Unterhaltungen, Zwiegesprächen und Gedanken von und zwischen Alissa und Alice dargestellt, welche sich jedes Mal auf die vorher vorgestellten Textabschnitte aus Alissas Vergangenheit beziehen. Alice ist die Person, die die Drogen aus unserer Hauptperson gemacht haben.

Die Geschichte an sich ist fesselnd, regt zum Nachdenken an und rüttelt, wie viele solcher Werke an den Gitterstäben der Vorstellungen von einem über Menschen, welche ebenso ein Leben da draußen führen könnten und wie man ihnen begegnet, wenn man sie auf der Straße sieht. Man kennt die Geschichte der Personen nicht, weiß nicht wie sie dazu kamen, was sie dazu bewegt hat und doch urteilt man so oft viel zu schnell über sie. Sicherlich ist der Konsum von Drogen und das möglich dazuführende Leben nichts, dass man sich wünscht, etwas das einen befremdet, mit dem man nicht unbedingt etwas zu tun haben möchte. Doch die Menschen an sich, sind genauso Menschen, wie jeder andere. Gerade, da derlei Werke einen dazu animieren über solche Dinge nachzudenken, welche meist nicht zu unserem eigenen Alltag gehören und doch etwas Alltägliches sind, lese ich sie gerne. Ich kann nur sagen, dass Anna Kuschnarowas Werk außerordentlich gut gelungen und wirklich lesenswert ist.

Die Figuren der Geschichte bestehen aus ganz verschiednen Charakteren aus unterschiedlichen “gesellschaftlichen Welten”, was dem Ganzen noch einen zusätzlichen authentischeren Touch verleiht.

 Unsere Hauptperson Alissa kommt aus einer wohlhabenden Familie, welche sie in einem Käfig aus Vorschriften, Regeln und Normen festhält. Durch Tara, in welche sie sich verliebt, wird sie schließlich zur ,,Drug-Princess” und lebt ein wildes drogenerfülltes Leben, ohne an das Morgen zu denken.

Die 18-jährige Tara hat ihre Eltern bei einem Autounfall verloren und lebt bei ihrer Oma. Sie ist bekannt als die ,,Queen of Shore” und versucht zu Beginn noch Alissa von ihrer Welt fern zu halten. Sie fällt durch ihren Stil und ihre selbstsichere Haltung sofort auf, hat aber auch eine sensible Seite.

Leander war früher einmal mit Tara zusammen, bevor sie sich zu ihrer Liebe zu Frauen bekannte und liebt sie immer noch. Er ist der einzige wahre Freund, der an Taras und Alissas Seite bleibt. Er nimmt zwar selbst Drogen, doch schafft er es noch so zu wirken, als hätte er alles irgendwie im Griff. Er ist die größte Stützte für die beiden jungen Frauen.

Es gibt noch viele andere Figuren, die das Gesamtbild der Geschichte vervollständigen und sie zu dem machen, was sie geworden ist.


Kurz gesagt: Ich kann den Jugendroman ,,Junkgirl” jeden ans Herz legen, der einmal tiefer in diese Welt aus trügerischem Schein und der harten Wirklichkeit eintauchen will. Für Jugendliche ab etwa 15 und aufwärts ist dies eine interessante, aufrüttelnde Lektüre!

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